Über Charlie Kaufmans Drehbücher zu schreiben und die Komplexität und Brillanz der meisten dieser Werke würdig mit wenigen Worten zu beschreiben, ist nicht einfach. Bei seinem Regiedebüt „Synecdoche, New York“ ist so etwas nahezu unmöglich.
Für eine objektive Kritik, sollte, nein muss man Kaufmans „Synecdoche, New York“ mehrmals sehen. Und auch der Inhalt kann, wie hier in wenigen Zeilen zusammengefasst, kaum würdevoll dargestellt werden.
Caden Cotard (brillant: Philip Seymour Hoffman) ist Theaterregisseur in der Kleinstadt Schenectady. Nach einer preisgekrönten Inszenierung von „Tod eines Handlungsreisenden“ beschließt Caden das verdiente Preisgeld für sein neues und bisher aufwendigstes Projekt zu verwenden: Er mietet sich eine riesige Halle in New York und beginnt, dort eine Stadt nachzubauen. Hunderte, vielleicht tausende Komparsen und unzählige Darsteller beleben diese artifizielle Stadt. Und sie spielen fortan vor allem sich selbst. Caden fängt an, auch sein Leben in dieses einmalige „Stadtstück“ hinein zu schreiben und nimmt jede einzelne kleine Änderung in der Inszenierung vor, die auch in seinem wahren Privatleben geschieht.
Privat steht es immer schlechter um ihn: Seine Frau („Capote“ Kollegin Catherine Keener) hat ihn verlassen, um der modernen Kunst in Berlin nachzugehen, seine Tochter will ebenfalls nichts von ihm wissen. Die privaten Probleme werden zu Inszenierungsproblemen, die Geschichte scheint in das unendliche erzählt zu sein – eben so, wie Caden sein Stück inszeniert, dass scheinbar nach Jahrzehnten noch immer nicht aufführbereit ist!
Wie bereits erwähnt, darf man auch das Drehbuch „Synecdoche, New York“, wie die meisten Skripte Kaufmans, mit zwei Wörtern beschreiben: Komplex, genial.
Kaufman führt den Zuschauer in eine abstrakte, abstruse, schlichtweg irritierende Welt. Und es ist nicht übertrieben, wenn man behauptet, dass dieser Film sich auch auf das Leben des Zuschauers auswirken könnte. Schließlich spielt Kauffman hier mit einer anderen, artifiziellen, aber nicht zu unrealen Welt.
Endlich konnte sich der 1958 in New York geborene Künstler hiermit auch als Regisseur beweisen und zeigt, dass er den Regisseuren, die zuvor seine Werke verfilmt haben (von Größen wie Spike Jonze oder Michel Gondry), nicht unterlegen ist.
Die bereits erwähnte Performance von Philip Seymour Hoffman kann wohl zu seinen besten gezählt werden. Hoffman zeigt in den letzten Jahren immer mehr, dass er auch als Hauptfigur Filme tragen kann. „Synecodche, New York“ ist Beweis genug, schließlich ist er in diesem Drama in nahezu jeder Szene zu sehen. Bis in die kleinsten Nebenrollen ist der Film mit einem wunderbaren Cast besetzt: Jennifer Jason Leigh, Samantha Morton, Hope Davis, Dianne Wiest und Emily Watson zeigen in diesem Werk voll und ganz, was in ihnen steckt. Wie schon bei „Eternal Sunshine of a Spotless Mind“ kommt die Musik von Jon Brion, der zwar eher selten als Filmmusiker brilliert, dafür immer hochwertige Scores komponiert.
Mit einem geringen Budget von 13 Millionen Dollar ist Kaufman hier ein Geniestreich gelungen. Und er hat die hohen Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, mehr als nur erfüllt.
„Synecdoche, New York“ ist nicht nur ein brillanter Film, er steht durchaus auch ganz oben auf der Liste der Filme, die man, letztendlich auch um sie würdevoll zu verstehen, mehrmals sehen kann und auch gesehen haben muss.