
Bild (c) 2017 StudioCanal.
Aus dem Spätwerk des Regisseurs Terrence Malick wird niemand so richtig schlau. Allerdings kann sich dem Sog aus luftig von Schnitt zu Schnitt schwebenden Bildern, Klängen und Worten auch kaum einer entziehen. Wer wieder auftaucht aus diesen filmischen Bewusstseinsströmen, schwärmt entweder ehrfurchtsvoll, es handele sich dabei um große Kunst – oder aber schnaubt verächtlich: Das ist Kitsch, das klebt, das tut bloß wichtig. – Vermutlich haben beide Recht.
Nach seinen Meisterwerken in den Siebzigern (am besten: „Badlands“) war Malick zwei Dekaden lang künstlerisch verstummt und erst 1998 wieder aufgetaucht. Inzwischen häufen sich seine Filme in dem Maße, wie er sich herkömmlichen Erzähldramaturgien immer mehr verweigert. Im Meisterwerk „The Tree of Life“ filmte der überzeugte Katholik der Schöpfungsgeschichte hinterher, in „To the Wonder“ suchte Malick Gott am Mont Saint-Michel, in „Knight of Cups“ das Leben unter der Oberflächenverglasung der Filmwelt.
Der neue Film des 73-Jährigen kreiselt und tastet sich nun durch die Musikszene von Austin, Texas. Wie gewohnt geistern Topstars improvisierend durch die Szenenfragmente, aus dem Off raunen sie gehaltvoll Klingendes. Die Ahnung einer Handlung kristallisiert sich heraus: Nachwuchsmusikerin (Rooney Mara) verliebt sich in einen Kollegen (Ryan Gosling), beide buhlen um die Gunst eines wichtigen Produzenten (Michael Fassbender), in das Beziehungsdreieck drängen Natalie Portman und Cate Blanchett. Nebenher halten echte Musiker von Patti Smith über Iggy Pop bis hin zu Lykke Li ihre Gesichter in Emmanuel Lubezkis wie immer beeindruckend bewegliche Kamera.
Der berühmte Malick-Flow stellt sich sofort wieder ein – und wieder weiß man nicht so recht, ob man die über- und ineinanderlappenden Bild- und Klangteppichfragmente über die Kälte des Erfolgsstrebens und die metaphysische Rettungskraft selbst der hoffnungslosesten Liebe nun irrsinnig inspirierend oder doch eher esoterisch und banal finden soll. Letztlich muss das wohl jeder mit sich selbst ausmachen.